Gestörte Leberfunktion beim Pferd

Die Leber ist ein Entgiftungs,- und Ausscheidungsorgan. Vereinfacht kann man sagen, Entgiftung kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Pferdekörper mit etwas belastet ist, was große Schädigungen hinterlassen kann. Die Ausscheidung bezieht sich auf die alltäglichen Restprodukte, die vom Körper nicht benötigt werden. Welche Reaktionen in der Leber ablaufen wird von den Stoffwechselprodukten im Blut und von Hormonen gesteuert. Somit ist gesichert, das der Pferdekörper immer ausreichend Nährstoffe zur Verfügung hat. Also, das Gute bleibt und das Böse wird entsorgt. Wenn es so einfach wäre und vor allem immer bleiben würde. Aber leider wird die Leber durch Ernährung, Belastungen und Erkrankungen oft so gefordert, das sie überfordert wird. 

Eine überlastete Leber wird schlapp und träge, sie transportiert die wertvollen Nährstoffe nicht mehr weiter und entgiften will sie auch nicht mehr. Also wird alles im Körper verschoben und man hat ein leberkrankes Pferd.

Wenn eine Leberfunktionsstörung rechtzeitig erkannt wird und man es schafft, die Ursache abzustellen dann sind gute Heilungschancen vorhanden. Die Leber ist nämlich in der Lage sich vollständig zu regenerieren, wenn die Zellschädigung nicht zu groß ist. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Ausschalten der leberschädigenden Hintergründe, eine Erholung der Leber (z.B. mit leberregenerierenden Kräutern), entzündungshemmende Maßnahmen und eine Förderung der Leberzellfunktion. Wenn man sich überlegt, was die Leber für ein Aufgabengebiet hat, dann kann man auch die Störungen nachvollziehen die sich im Körper bei gehemmter Leberfunktion einstellen. Das aus der Pflanze stammende Chlorophyll beinhaltet Phylloerythrin, das ist photosensibilisierend und wird normalerweise von der Leber unschädlich gemacht. Bei einer Leberschädigung verbleibt es in der Haut und kann Juckreiz verursachen. Im schlimmsten Fall kann es zu Krämpfen und Erregungszuständen kommen, die Bewegung sieht aus, als wäre das Pferd an Ataxie erkrankt. Durch die geschädigte Entgiftungsfunktion bleibt Ammoniak im Körper zurück und greift das Nervensystem an.
Bei der Leberschädigung spielt auch Glycogen, der Fettgehalt und die Sauerstoffversorgung eine entscheidende Rolle.

 

Im meist zufällig gemachten Blutbild kann man folgende Wertverschiebungen erkennen :

  • Alkalische Phosphatase bis 333 U/l
  • Albumin Referenzbereich 45 – 60 %
  • Cholesterol Referenzbereich 2,3 - 4,4 mmol/l
  • Bilirubin Referenzbereich bis 3,1 mg/dl
  • Gamma - GT Referenzbereich bis 45 U/l
  • GLDH Referenzbereich bis 20.8 U/l
  • AST / GOT Referenzbereich bis 690 U/l
  • Harnstoff Referenzbereich 20-40 mg/dl
  •  LDH Referenzbereich bis 606 U/l

Bei geringerer Bikarbonatkonzentration wird Bikarbonat eingespart und Ammoniak als Glutamin in die Nieren transportiert, wo es direkt als Ammoniak ausgeschieden wird. Deshalb riecht der Urin bei leberkranken Pferden manchmal merkwürdig. Die Leistung der Leber ist wesentlich höher im Abbau von Toxinen als die Nieren. Nicht nur wenn es schon zu einer Leberschädigungen gekommen ist, sollte auf die Leber geachtet werden, ihre Funktionsstörungen schmeißen den gesamten Stoffwechsel durcheinander.Bei längerer Medikamenteneinnahme oder schweren oder langwierigen Erkrankungen, sollten im Anschluss immer die Leberwerte kontrolliert werden.

Die Leber arbeitet :

  • an einem geregelten Kohlenhydratstoffwechsel
  • reguliert den Fettstoffwechsels
  • baut Eiweißstoffe auf und ab
  • bildet Harnstoff und Harnsäure
  • speichert Vitamine und Spurenelemente
  • reguliert die Hormone
  • reguliert den Wasserhaushalt
  • baut Giftstoffe ab und lagert nützliche Stoffe ein

Bei einer chronischen Schädigung der Leber, können neben immer wieder auftretenden Durchfällen auch ein starker Juckreiz hinzu kommen.

 

Die Fütterung bei leberkranken Pferden und wie wichtig Mikronährstoffe sind
Die Enzyme in der Leber benötigen für ihre Tätigkeit Mikronährstoffe, um für einen reibungslosen Leberablauf zu sorgen. Zink schützt die Zellen und das Immunsystem und vereinfacht die Aufnahme von Vitamin A. Vitamin A ist wichtig für den Leberzellschutz und unterstützt bei chronischen Leberschäden. Vitamin C ist ein Radikalfänger und hilft der Leber die Toxine in den Griff zu bekommen. Durch Kurkuma wird eine Zellverbesserung erreicht und die Leberwerte verbessern sich. Kräuter wie z.B. Mariendistel oder Grüntee können die Leberzellen vor schädlichen Stoffen schützen. Eine Unterstützung kann auch ein Omega-3 reiches Öl wie z.B. Leinöl bei der Fütterung sein. Bei den Kohlenhydraten ist darauf zu achten, das sie nicht zu viel vorhanden sind. Eine dauerhaft zu hohe Zufuhr an Kohlenhydraten trägt dazu bei, das Pferde übergewichtig werden.
Am besten sie lassen die Futtermenge ermitteln und füttern mehrere kleinere Portionen am Tag.
Vermeiden sie Stress und gönnen sie ihrem Pferd genügend Ruhephasen. Ein gutes Mikronährstoffprogramm enthält, alle wichtigen Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Auch das Thema Aminosäuren sollte nicht vergessen werden.


Info Box !
Bei der Fütterung von leberkranken Pferden sollten sie auf folgendes achten :

  • kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt
  • mehr Heu als Kraftfutter
  • im Futter sollten Aminosäuren, B- Vitamine, Carnitin und Lecithin enthalten sein
  • nur gesunde Fettsäuren verwenden
  • leicht verdauliche Nährstoffe
  • einmal pro Woche Mash

 

Hinweise auf eine Leberbelastung sind :

  • häufiges Gähnen
  • Konditionsmangel
  • vermindertes Fressverhalten
  • Probleme beim Satteln weil der Gurt über dem Leberpunkt verläuft
  • Darmstörungen wie Kolik oder Kotwasser sowie Blähungen
  • Hauterkrankungen
  • mit starkem Juckreiz passen ebenfalls ins Bild einer Leberfunktionsstörung.

Die ersten Funktionsstörungen sind äußerlich meist nicht sichtbar, was eine Diagnose erschwert. Sind erst sichtbare Symptome vorhanden, handelt es sich auch schon um einen Schaden. Meisten werden durch zufällige Blutbilder in einer anderen Sache, die erhöhten Werte festgestellt.

 

Chronische Leberschäden verlaufen mit Symptomen wie :

  • Konditionsmangel
  • Apathie
  • Kolik, Kotwasser
  • häufiges Gähnen
  • Durchfällen oder Verstopfung, Blähungen
  • Hauterkrankungen
  • Photosensibilisierung u. a. das aus dem Chlorophyll der Pflanzen stammende photosensibilisierend wirkende Phylloerythrin wird infolge der Leberschädigung unzureichend abgebaut und wird in der Haut gespeichert.
  • Störungen des ZNS, Krämpfe, Lähmungen
  • Herz- Kreislauf- Probleme
  • gestörte Atmung

und vieles mehr entstehen, wenn die Leber überlastet ist und die Giftstoffe nicht mehr abtransportiert werden können. Eine Leberschädigung kann auch eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen sein.

 

Gelbsucht *Ikterus

Bei gestörter Harnstoffsynthese kommt es zur Erhöhung von Ammoniak, das im wesentlichen für die Störungen im ZNS verantwortlich ist. Eine Blutammoniakbestimmung gibt dabei Aufschluss. Medikamente werden in der Leber abgebaut kommt es zu schweren Funktionsstörungen kann dieser Abbau erschwert werden oder gar nicht stattfinden. Das Bilirubin I des Blutes wird von den Leberzellen aufgenommen und mit Glucuronsäure zu Bilirubin II verwandelt. Von den Leberzellen gelangt das Bilirubin II in den Darmkanal, wo es unter Einwirkung von Darmbakterien zu einer Umwandlung kommt. Wird die Bilirubinkonzentration überschritten kommt es zu einem erhöhten Serumbilirubinspiegel und daraus folgt eine Gelbfärbung des Gewebes, ein Ikterus.

Ein erhöhter Abbau roten Blutkörperchen (Erythrozyten)führt zu einem Hämolytischer Ikterus, also einem Zerfall der roten Blutkörperchen. Es kommt zur Erhöhung der Bilirubin I- Konzentration im Blut. Die Pferdeäpfel bekommen eine sehr dunkle Farbe. Ursachen sind meist Bakterien oder Viren, Würmer, Leberegel, Toxine………Der Stauungsikterus (Verschluss) entsteht durch die Behinderung des Gallenabflusses. Das Biliruibin II staut sich in der Galle und gelangt ins Blut, von dort in die Nieren wo es für eine Erhöhung von Gallensäure, Cholesterol und Gallenenzyme sorgt.Der hepatische Ikterus ist die häufigste Form der Funktionsstörungen. Die Leberzellen können durch die Schädigung kein Bilirubin in die Galle abgeben. Es fließt zurück in das Blutgefäßsystem und sorgt dort für eine Erhöhung des Bilirubin II.

 

Störungen im Fettstoffwechsel (Hyperlipidämie)

Hierbei sind die Blutfettwerte (Triglyceride) drastisch erhöht. Auslöser sind oft Stress während der Trächtigkeit, Hängerfahrt oder Umzug in einen neuen Stall und können bei übergewichtigen Ponys/Pferden zu einer Hyperlipidämie führen. Neben der Schädigung der Leber treten Reheschübe auf. Endo- oder Ektoparasiten, Infektionen, Darmerkrankungen können ebenfalls das Auftreten begünstigen. Die Nahrungsaufschlüsselung ist durch die gestörte Futteraufnahme nur begrenzt und kann die Botenstofflieferung im Organismus nur teilweise erfüllen. Der Organismus greift zu den Fettreserven und es kommt durch den überhöhten Abbau zu massiven Stoffwechselstörungen. Die Pferde wirken apathisch und fressen schlecht. Die Ausscheidungsorgane verfetten nach und nach. Das Herz wird angegriffen und die Atmung verschlechtert sich. Die Lidbindehäute sind gerötet und sehen verwaschen aus. Die Pferde dunsten beim atmen einen unangenehmer Ammoniakgeruch aus und die Zunge ist weißlich belegt. Durch ein Blutbild ist nachzuweisen, wie hoch der Triglyceridgehalt ist. Die Restprodukte gelangen in die Leber und führen dort zu enormen Funktionsstörungen.​