Pferde mit Resistenz gegenüber Antibiotika

Antibiotika – Resistenz bei Pferden
Im Moment in aller Munde ist die Antibiotika – Resistenz bei Menschen, aber wie sieht es denn beim Pferd aus ?
Nicht viel anders als bei uns. Also bitte nicht falsch verstehen, ich arbeite selber mit Tierärzten und Kliniken zusammen, habe also überhaupt kein Problem mit Antibiotika. Das Problem ist auch nicht das Medikament, sondern vielmehr der Einsatz in einer Art Dauerschleife. Bei Pferden gehört der Einsatz von Antibiotika zum alltäglichen Geschehen, was Erkrankungen betrifft. Dabei müsste vor Anwendung erst einmal abgeklärt werden, ob der Einsatz überhaupt notwendig ist. Mittels eines Blutbildes lässt sich feststellen, ob es sich um eine bakterielle Erkrankung handelt oder eher um eine virale. Eine normale, virale Atemwegsinfektion erfordert keine antibiotische Behandlung. Hier wäre eine Antibiotikabehandlung nur angesagt, wenn es zu Komplikationen (wie z. B. einer bakteriellen Sekundärinfektion) kommen würde.

 

Immunsystem
Ein Virenbefall dauert in der Regel nicht so lange wie ein Befall mit Bakterien. Eine bakterielle Infektion tritt gerne bei vorgeschädigtem Gewebe auf. Ein Vorhandensein von Bakterien muss aber nicht bedeuten, das es auch zu einer Erkrankung kommen muss, denn erst mal findet im Körper ein Abwehrkampf statt. Wer den gewinnt, hängt vom gesunden oder schwächelnden Abwehrsystem ab. Ein schwaches Immunsystem sieht man nicht, deshalb sollte man auf bestimmte Dinge achten wie : möglichst keinen übermäßigen Stress, keine Haltungs- oder Fütterungsfehler und wenn ihr Pferd längere Zeit Medikamente bekommen hat dann sollte man über eine Darmsanierung nachdenken, denn von dort wird die Abwehr gesteuert. Der Kreislauf einer Infektion der Atemwege verläuft meist nur über ein paar Tage, kann aber durch eine Schwächung des Immunsystem deutlich verlängert sein.
Ein Virus kann auch mit der Zeit an Stärke zunehmen oder mutieren (sich verändern) was Probleme beim Impfen nach sich zieht, weil die Impfung wenig oder gar nicht wirken kann. Nach der Erkrankung baut der Körper gegen den vorhandenen Virus meist Antikörper auf, was aber auch nur funktioniert wenn das Abwehrsystem mitspielt. So ein Abwehrmechanismus arbeitet schwer und gerät aus dem Gleichgewicht wenn er durch bestimmte Vorgänge wie : Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Stress oder das Alter gestört werden. Denken sie an eine ausgewogene Ernährung und vergessen sie den Darm nicht, ein gestörtes Darmmilieu ruft eine gestörte Abwehr hervor und bringt den Organismus aus dem Gleichgewicht.

 

Veränderung des Blutbildes bei Infektionen
Liegt bei einem Pferd eine Infektion vor dann verschieben sich u a. die
Leukozyten. Referenzbereich = 5,0-10,0 k/ul das sind weiße Blutkörperchen die für die Abwehr zuständig sind. Befinden sich Bakterien im Pferdekörper liegt eine Erhöhung vor bei einer Virusinfektion wäre eine Verringerung der Werte erkennbar.

Lymphozyten Referenzbereich 1500-4000 /ul sind für die Abwehr zuständig. Erhöhte Werte deuten u.a. auf chronische Infektionen hin, während niedrige Werte durch Stress entstehen können.

Monozyten Referenzbereich bis 400 /ul sind ebenfalls für die Abwehr zuständig und gehören zu den weißen Blutkörperchen. Erhöhte Werte beinhalten meist Infektionskrankheiten.

Segmentkenige Granulozyten. (abs.) Referenzbereich 3000-7000 /ul gehören ebenfalls zu den weißen Blutkörperchen. Eine Erhöhung beinhaltet eine bakterielle Entzündungen. Bei niedrigen Werten liegt meist eine Virusinfektion vor.

Protein gesamt Referenzbereich 55,0 - 75,0 g/l Bei einer Erhöhung liegt meist eine chronische Infektion vor.

 


Resistenz
Der Begriff Resistenz bedeutet nichts anderes als Widerstand. Also sozusagen eine Rebellion der Bakterien gegen das Antibiotika. Die Bakterien lehnen sich unbesorgt zurück und denken, du kannst mir gar nichts. Das hat u.a. die Auswirkung, das das Pferd einfach nicht positiv auf die Verabreichung reagiert und die Erkrankung im Dauerzustand bleibt oder sich verschlimmert. Das kann unter Umständen dramatische Folgen nach sich ziehen.
Auch ein vorschneller Abbruch einer Behandlung kann eine Resistenz auslösen, in dem die Bakterien im Körper verbleiben und sich ungehindert weiter vermehren können. Diese werden dann noch stärker und resistenter als ihre Vorgänger.
Streptokokken und Staphylokokken gehören zu den am meisten vorkommenden resistenten Keimen. Wenn eine Resistenz besteht, muss auf ein sog. Reserveantibiotika zurückgegriffen werden. Aber je mehr dieses zum Einsatz kommt, desto größer die Gefahr auf hiergegen eine Resistenz zu entwickeln. Je weiter sich die Bakterien entwickeln desto weniger können sie bekämpft werden. Wenn die Forschung sich nicht weiter mit der Entwicklung von neuen Antibiotika- Medikamenten befasst, kann das in naher Zukunft ein massives Problem in der Pferdegesundheit werden.

 

Multiresistenz
Diese Thematik könnte man auch als Worst Case bezeichnen. Hierbei handelt es sich um eine Resistenz gegen gleich mehrere Antibiotikamedikamente. Ein Antibiogramm ist hier dringend erforderlich. Aber dazu kommen wir noch. Multiresistente Keime können in direkten Kontakt von Pferd zu Pferd, beim Husten, Schnauben oder auch durch Nasenausfluss weitergegeben werden. Auch eine Übertragung von uns auf das Tier ist möglich.


Antibiogramm
Ein Antibiogramm ist ein Labortest, der es ermöglicht eine Resistenz auf Antibiotika festzustellen. Eine Resistenz kann sich unter anderem aus folgenden Tatsachen entwickeln :
1) Antibiotika wird falsch dosiert, zu kurz eingenommen. Also zu oft häppchenweise verabreicht
2) Antibiotika wird bei einer viralen Infektion eingesetzt, obwohl sie da nicht wirkt
3) Antibiotika wird überall und ständig eingesetzt, dadurch entwickeln sich resistente Bakterien
Die Verwendung von Antibiotika ist nur in den Fällen sinnvoll, in denen er tatsächlich erforderlich ist und die Auswahl des Wirkstoffes sich speziell auf das Einzeltier bezieht.

 


Welche Antibiotika werden verwendet ?
Je nach Hintergrund der Erkrankung (viral oder bakteriell) kommen sehr oft u. a. folgende Antibiotika zum Einsatz :

  • Gentamicin
  • Ampicillin
  • Metronidazol
  • Ceftiofur
  • Marbofloxacin
  • Enrofloxacin
  • Oxytetracyclin

Sollte ihr Pferd eines dieser Medikamente bekommen haben und die Wirkung lässt sich nicht feststellen, denken sie an eine mögliche Resistenz. Lassen sie ihr Pferd untersuchen um festzustellen auf welche Medikamente es resistent reagiert und auf welche man ausweichen kann. So kann man wenn nötig, das passende Antibiotikum verabreichen. Scheuen sie sich auch nicht, ihren Tierarzt zu fragen, welches Medikament bei ihrem Pferd da gerade zum Einsatz kommt. Sie können auch selber ein kleines Buch anlegen, in dem sie sich notieren wann welche Behandlung erfolgte und was bei ihrem Pferd verabreicht wurde. Dann haben sie einen guten Überblick über die Häufigkeit der Antibiotika-Anwendung.